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Laura Dahlmeier: Bergung am Laila Peak trotz ihres letzten Willens

Laura Dahlmeier: Bergung am Laila Peak trotz ihres letzten Willens
Von Tobias Grünwald 15 Sep 2025

Der Unfall und die überraschende Kehrtwende

Ein unterschriebener letzter Wille – und trotzdem startet eine Bergung. Am 28. Juli 2025 kam die Biathlon-Olympiasiegerin und siebenfache Weltmeisterin Laura Dahlmeier am Laila Peak im Karakorum ums Leben. Beim Abseilen auf etwa 5.700 Metern traf sie Steinschlag. Für eine Rettung gab es keine Chance.

Nach dem Unfall wurde ihr dokumentierter Wunsch respektiert: Sollte etwas passieren, solle niemand für eine Bergung sein Leben riskieren. Ihr Management formulierte es klar, erfahrene Alpinisten vor Ort bestätigten die Entscheidung. Man lasse sie dort, wo sie gestorben sei – aus Respekt und aus Sicherheitsgründen.

Jetzt die Wende: Der pakistanische Guide Kaleem Shani, der mit lokalen Veranstaltern wie Shipton Trekking arbeitet, kündigte in sozialen Medien eine Bergungsaktion an. Nach seinen Angaben sei ein Team unterwegs, um den Körper zu bergen. Offiziell bestätigt ist das nur teilweise; viele Details bleiben offen. Wer das Team führt, wie genau die Route aussieht und wie das Risiko gemanagt wird, wurde nicht genannt.

Der Laila Peak ist 6.069 Meter hoch, markant geformt und berüchtigt für steile Flanken, lockeren Fels und rasch wechselndes Wetter. Selbst für Profis sind Auf- und Abstiege heikel. Eine Bergung in diesem Gelände ist mehr als eine technische Aufgabe – sie ist ein Wettlauf gegen Zeit, Temperatur und Steinschlagfenster.

Gefahr, Ethik und offene Fragen

Warum die Kehrtwende, obwohl der letzte Wille klar war? In solchen Fällen greifen mehrere Ebenen ineinander: lokale Behörden, Expeditionsanbieter, Angehörige, Versicherer, manchmal auch diplomatische Stellen. Der persönliche Wunsch einer verunfallten Person hat Gewicht, ist rechtlich in abgelegenen Hochgebirgsregionen aber nicht immer eindeutig umzusetzen. Am Ende entscheiden oft Machbarkeit, Risiko und Zuständigkeit vor Ort.

Der Start einer Bergung bedeutet nicht, dass sie zu Ende geführt wird. Teams beobachten Wetter und Gefahrenlage ständig. Steigt die Steinschlaggefahr – etwa mit Tageserwärmung – müssen sie umdrehen. Zeitfenster sind kurz: meist früher Morgen, wenn der Boden gefroren ist. Nur dann lässt sich ein exponierter Hang halbwegs sicher queren.

Technisch läuft eine Bergung in dieser Höhe häufig so ab: ein kleines, sehr erfahrenes Team steigt mit minimaler Last auf, sichert Passagen neu, setzt Fixpunkte und seilt in die Unfallzone ein. Der Abtransport erfordert Koordination, klare Rollen, redundantes Material und Funkkontakt. Jede zusätzliche Person erhöht die Sicherheit – und zugleich das Risiko durch längere Aufenthalte im Gefahrenbereich.

Helikopter helfen im Karakorum seltener als viele denken. Wetter, Höhenlimit und enge Täler setzen enge Grenzen. Abholungen über 5.500 bis 6.000 Meter sind nur unter idealen Bedingungen denkbar, und oft nicht direkt am Unfallort. Meist muss ein Team zu Fuß in sichereres Gelände absteigen, bevor eine Luftaufnahme überhaupt möglich ist.

Die ethische Debatte ist nicht neu. Viele Alpinistinnen und Alpinisten legen fest, dass sie auf dem Berg bleiben wollen. Gründe sind Respekt vor dem Lebensort, die Vermeidung weiterer Risiken und der Wunsch, niemanden in Gefahr zu bringen. Andere Familien wünschen eine Rückführung, um trauern zu können. Beide Sichtweisen sind verständlich – und prallen gerade jetzt sichtbar aufeinander.

Der Laila Peak ist kein Aushängeschild für Massentourismus, aber er steht exemplarisch für die neue Realität im Höhenbergsteigen: mehr Teams, schnellere Kommunikationswege, größere Aufmerksamkeit. Entscheidungen, die früher leise am Berg getroffen wurden, werden heute in Echtzeit im Netz diskutiert – oft ohne alle Fakten zu kennen.

Finanziell spielen Versicherungen und Bergungskosten eine Rolle, doch Geld löst keine objektiven Gefahren. Wenn Steinschlag rollt oder Seracs arbeiten, hat die beste Ausrüstung Grenzen. Viele Profis sagen: Der wichtigste Sicherheitsfaktor ist die Entscheidung, rechtzeitig umzudrehen.

Was ist jetzt gesichert? Der Unfalltag, die Höhe, die erste Entscheidung, niemanden zu gefährden – und die neue Information, dass eine Bergungsmission angelaufen sein soll. Was ist unklar? Der genaue Auftrag, die Zusammensetzung des Teams, die gewählte Route, die Risikomatrix, die Wetterfenster. Unabhängige Bestätigungen sind bislang begrenzt.

Für die Angehörigen ist diese Phase besonders belastend: öffentliche Debatte, wenig gesicherte Details, ständige Ungewissheit. Zugleich hoffen viele, dass jede Entscheidung – Bergung oder Abbruch – mit größter Sorgfalt getroffen wird und die Sicherheit der Einsatzkräfte an erster Stelle steht.

Die nächsten Tage entscheiden. Kommen stabile Nächte, können Teams früh starten und heikle Passagen passieren. Dreht das Wetter oder steigen die Temperaturen, rückt eine Bergung in weitere Ferne. In dieser Höhenlage kennt der Berg den Zeitplan – nicht der Mensch.

Eines bleibt: Der Respekt vor einem Leben, das im Sport Außergewöhnliches geleistet hat, und vor allen, die jetzt am Berg arbeiten. Sobald verlässliche Angaben vorliegen, wird klarer, warum die Kehrtwende kam – und ob die Bergung wirklich möglich ist, ohne neue Opfer zu fordern.

  • September 15, 2025
  • Tobias Grünwald
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